RITALIN UND PANZERSCHOKOLADE

Seit jeher werden Amphetamine und Stimulanzien als Leistungsdoping und Neuroenhancement verwendet. Was man heute als Crystal oder Speed bezeichnet, hieß im Dritten Reich Pervitin und wurde bei der Reichswehr offiziell und massenhaft eingesetzt (z.B. als Schokolade), um die Soldaten lange wach und aufmerksam zu halten. Die Schnelligkeit, mit der die Wehrmacht z.B. Polen überrannte, führt man auf den Einsatz von Pervitin zurück. Viele damaligen Soldaten waren pervitinsüchtig, einer der bekanntesten war Heinrich Böll.

Aber auch außerhalb des Militärs sind und waren Drogen immer schon weit verbreitet. Bis 1906 enthielt Coca-Cola tatsächlich Kokain, das damals sehr beliebt war, auch Sigmund Freud probierte es eine zeitlang aus. Kaffee, Nikotin, Alkohol sind heute legale Drogen. Um illegalen Drogen einen Markt zu öffnen, werden sie nicht selten als Medikamente definiert und anschließend von Ärzten gegen Krankheiten verschrieben, im Falle von Methylphenidat (z.B. Ritalin) sogar gegen eine extra dafür ausgedachte Krankheit „ADHS“.

In Wahrheit handelt es sich aber auch in solchen Fällen um nichts anderes als medizinisch legalisiertes Doping bzw. Neuroinhancement, denn Ritalin wirkt auch bei Menschen ohne „ADHS“. Eine aktuelle Forschungsstudie von Lin Li u.a. belegt die leistungssteigernde Wirkung des Amphetaminderivats Methylphenidat damit, dass es die Arbeitsfähigkeit der Konsumenten (sprich: die Verkürzung ihrer Langzeitarbeitslosigkeit) erhöhte. In ADHS-Lobbykreisen feiert man nun dieses Ergebnis als Beleg für die heilende „Therapie“ von „ADHS“.

Dabei wiederholt sich im Prinzip nur das, was die ehemalige Panzerschokolade schon konnte.

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35476068/

Autor: adhskritik

Hans-Reinhard Schmidt, Dipl.-Psych., Psychologischer Psychotherapeut, Gutachter, Buchautor, Supervisor, Dozent.

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