ADHS: WAS IST DAS?

von Dr. med. Lydia Furman, Cleveland

Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wird als die meistverbreitete neuropsychologische kindliche Störung dargestellt. Wir bezweifeln aber, dass ADHS eine Krankheit per se ist. Stattdessen handelt es sich vielmehr um eine Ansammlung von Symptomen aller möglichen emotionalen und psychologischen Störungen und/oder Lernschwierigkeiten. Immer mehr Kinder, vor allem Jungen, werden mit ADHS diagnostiziert und ganz simpel mit Stimulanzien behandelt. Eine sorgfältige Sicht der wissenschaftlichen Studien lässt an diesem Zustand Bedenken aufkommen:

Die Kernsymptome Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität sind nicht spezifisch für ADHS. Andere sog. komorbide psychiatrische Diagnosen und Lernprobleme wie Depressionen und Ängste überschneiden sich in der Symptomatik zu 12 bis 60 Prozent mit ADHS. Dazu kommen diagnostische Probleme und die Erfolge evidenzbasierter Behandlungsmethoden ohne Einsatz von Psychostimulanzien.

Es gibt keinen zuverlässigen neuropsychologischen Test für ADHS. Strukturelle und funktionelle neurologisch-bildgebende Verfahren konnten keinerlei spezifische Ätiologie entdecken. Ein eindeutiger genetischer Marker konnte ebenso wenig gefunden werden, und Erblichkeitsstudien sind mit familiären Umweltfaktoren konfundiert. Die Gültigkeit der revidierten Conners-Skala wurde inzwischen ernsthaft in Frage gestellt, Eltern- und Lehrerfragebögen für Schulkinder sind häufig diskrepant und legen den Schluss nahe, dass der Gebrauch subjektiver, mit Einschätzskalen oder Interviews erhobener Daten keine zuverlässige diagnostische Grundlage abgibt. Studien, die das Verhalten unter Stimulanziengabe erforschten, zeigten keine Unterschiede zwischen ADHS- und Nicht-ADHS-Kindern.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die derzeit herrschende Lehre, ADHS sei eine spezifische neuropsychologische Krankheit, einer genaueren wissenschaftlichen Überprüfung nicht standhält. Wir müssen stattdessen die erzieherischen, psychologischen, psychiatrischen und familiären Bedürfnisse der Kinder besser berücksichtigen, um ihnen gerecht zu werden.

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16417850/

Autor: adhskritik

Hans-Reinhard Schmidt, Dipl.-Psych., Psychologischer Psychotherapeut, Gutachter, Buchautor, Supervisor, Dozent.

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