(in Anlehnung an die Aussage Bill Clinton´s 1992: “ It´s the economy, stupid“)
Von Hans-Reinhard Schmidt
Was man so alles beim ADHS-Lobbyverein „ADHS Deutschland“ (mit nicht-deklarierten Pharma-Interessenkonflikten einiger seiner Mitarbeiter) lesen muss, geht bekanntlich auf keine Kuhhaut. Das dort gepflegte engstirnige ADHS-Weltbild lässt sich kurz so zusammenfassen: Hinter allem steckt die genetisch bedingte ADHS! Erfahrungen, psychosoziale Lernprozesse, familiäre Prägungen? Spielen kausal keinerlei Rolle.
So liest man, dass es sich bei der ADHS um eine neurobiologische Störung der Gehirnfunktion handele, obwohl diese Behauptung einem wissenschaftlichen Faktencheck nicht standhält. Zugleich belege die Häufung von ADHS unter Verwandten, dass die ADHS eine genetische Komponente habe, obwohl man diese Häufung auch als erfahrungsbedingt erklären kann. Leide ein Elternteil selbst an der ADHS, so habe das Auswirkungen auf das Erziehungsverhalten, obwohl dies ebenfalls als generationsübergreifend erfahrungsbedingt und keineswegs im Sinne einer genetischen Vererbung erklärt werden kann. Besonders peinlich bei all den völlig einseitigen und nicht belegten Behauptungen ist, dass sich dieser Verein stets mit seiner wissenschaftlichen Fundierung brüstet. Wenn das Wissenschaft sein soll, was dort propagiert wird, dann bringt der Storch die Kinder, weil die Geburtenrate im Frühjahr steigt.
Ein Beispiel für die umwelt- bzw. erziehungsbedingte Ursache von „ADHS“ ist der Zusammenhang zwischen dem Alter der Eltern und den sog. „ADHS-Symptomen“ des Kindes. In einer aktuellen Studie konnten Kyoung Min Kim u. a. zeigen, dass die Kinder besonders junger, aber auch besonders alter Eltern häufiger „ADHS“-Symptome entwickelten als die Kinder „normal alter“ Eltern. Mit Genetik lässt sich dies kaum erklären, auch nicht damit, dass etwa ungünstige erzieherische Einflüsse eine eigentlich genetisch angelegte ADHS nur verschlimmern. Vielmehr bestätigt sich hier wieder einmal, was man aus vielen anderen Untersuchungen seit Langem weiß: Verhaltensstörungen bei Kindern sind wesentlich erfahrungs- bzw. erziehungsbedingt.
Das wird der Lobbyverein natürlich wieder so hinbiegen, dass es Eltern scheinbar beruhigt und ins biologistische Weltbild passt.
http://www.adhs-deutschland.de/…/4_e…/Broschuere_3.pdf
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32979694/
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