Auch wenn Methylphenidathydrochlorid („Ritalin“) von immer mehr Kindern eingenommen wird, wurden bisher fast keine Untersuchungen zu den Wirkungen des Arzneimittels auf das sich bei Kindern noch entwickelnde Gehirn durchgeführt.
Eine Studie, die in der „JAMA Psychiatry“ veröffentlicht wurde, untersuchte erstmals die Wirkung von Ritalin auf das Gehirn von Kindern und Erwachsenen. Die Ergebnisse der randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie zeigen, dass Ritalin eine deutliche Wirkung auf Kinder hat, die zu dauerhaften neurologischen Hirnveränderungen führen kann.“Da die Reifung mehrerer Hirnregionen erst im Jugendalter abgeschlossen ist, können Medikamente, die in den sensiblen frühen Lebensphasen verabreicht werden, die neurologischen Entwicklungsverläufe so beeinflussen, dass später tiefgreifende Auswirkungen folgen“, schreiben die Forscher unter der Leitung von Liesbeth Reneman, Ärztin und Forscherin an der Universität von Amsterdam. „Das jugendliche Gehirn ist ein sich schnell entwickelndes System, das ein hohes Maß an Plastizität besitzt. Daher ist das Gehirn möglicherweise besonders anfällig für Medikamente, die diese Prozesse stören oder die spezifischen Transmittersysteme dauerhaft verändern“. Man nennt dies „neurochemische Prägung“.
In ihrer Studie wurden männliche Kinder und Erwachsene, bei denen ADHS diagnostiziert wurde, nach dem Zufallsprinzip entweder mit Placebo oder Methylphenidat behandelt. Nach 16 Wochen und einer einwöchigen Auswaschphase beobachteten die Forscher die dopaminerge Funktion mithilfe der fMRI-Technologie. Sie fanden signifikante Veränderungen im Gehirn von Kindern, die bei Erwachsenen nicht vorhanden waren. Die Vermutung, dass sich diese durch die Medikamente bei Kindern hervorgerufenen Hirnveränderungen positiv auf die ADHS-Symptome auswirken könnten, bestätigte sich hingegen nicht.
Diese Studie liefert den ersten Beweis dafür, dass die Verwendung von ADHS-Medikamenten bei Kindern die Entwicklung des Gehirns auf signifikante und potenziell dauerhafte Weise verändern kann. Die Autoren betonen, dass ihre Kurzzeitstudie in größeren Gruppen und über längere Zeiträume überprüft werden muss. Uns ist bis heute keine solche Studie bekannt.
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