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Von Hans-Reinhard Schmidt
Befürworter des ADHS-Konstrukts pflegen sich, wenn überhaupt, mit den fundierten Argumenten der ADHS-Kritiker leider nur polemisch und wissenschaftlich unseriös auseinanderzusetzen. Hier die 7 häufigsten Falschbehauptungen und Unterstellungen gegen die ADHS-Kritik, und ihre Richtigstellungen:
Falschbehauptung 1:
Wer die Existenz von ADHS bezweifelt, negiert die Nöte von „Betroffenen“.
Richtigstellung: Wenn ein Arzt bezweifelt, dass Fieber eine eigene Krankheitsentität ist, wird er nach der Fieberursache suchen und dem Fieberpatienten dann spezifisch helfen. Um Menschen mit psychischen Schwierigkeiten zu helfen, braucht es „ADHS“ nicht. Im Gegenteil: Wer ADHS bezweifelt, sucht differenziert nach der jeweiligen Ursache der vieldeutigen Symptome und kann nur so gezielt helfen.
Falschbehauptung 2:
Einem ADHS-Betroffenen Psychopharmaka zu verweigern kommt der Verweigerung gleich, einem Kurzsichtigen eine Brille zu verordnen.
Richtigstellung: Kurzsichtigkeit kann man als Fehlfunktion objektivieren, ADHS aber nicht. Deshalb hinkt diese Gleichsetzung von Fehlsichtigkeit mit ADHS gewaltig.
Falschbehauptung 3:
Die Ursache von ADHS ist längst bewiesen.
Richtigstellung: Die Ätiologie von ADHS ist ungeklärt.
Falschbehauptung 4:
ADHS wird bis zu 80% vererbt.
Richtigstellung: Dieses Ergebnis kritikwürdiger Methoden der Verhaltensgenetik lässt sich mit modernen molekulargenetischen Methoden nicht bestätigen. Man findet hier nur Varianzanteile von maximal 5%, was klinisch vollkommen uninteressant ist, weil eben mindestens 95% des Verhaltens nicht durch genetische Faktoren abgedeckt sind. Die bisherige Genetik bei ADHS ist zudem unspezifisch, d.h. die gefundenen Gene finden sich auch bei fast allen anderen psychiatrischen Diagnosen.
Falschbehauptung 5:
ADHS hat viele „Begleitstörungen“, wie Depression, Tourette, Bulimie, Tics, Sucht, Autismus, Asperger, LRS etc. etc.
Richtigstellung: In Wahrheit ist es umgekehrt: All diese unterschiedlichen Störungen können Symptome von Unruhe/Impulsivität und Unkonzentriertheit verursachen.
Falschbehauptung 6:
ADHS ist eine Fehlfunktion des Gehirns
Richtigstellung: Alle bisher gefundenen angeblichen zerebralen Ursachen oder Spezifitäten von ADHS können Folgen unterschiedlicher Hirnnutzungsbedingungen sein, sie können ADHS nicht kausal erklären und begründen. Anders formuliert: Wenn Londoner Taxifahrer ein anderes Gehirn haben als ein britischer Landwirt, beweist das nicht eine LTD (Londoner Taxifahrer-Krankheit), sondern die Komplexität des Londoner Straßensystems.
Falschbehauptung 7:
ADHS hat es immer schon gegeben, früher hieß es nur z.B. MCD oder POS.
Richtigstellung: Es gab natürlich immer schon mehr oder weniger unruhige, unkonzentrierte Kinder und Erwachsene sowie epochal unterschiedliche Bewertungen solchen Verhaltens. Es gab auch immer schon kindliche Entwicklungsverzögerungen oder -störungen. Aber aus all dem ein einheitliches „ADHS“ zu machen, bedeutet, eine Krankheit zu erfinden, ein zum Wohle der Ärzte und der Pharmaindustrie fabriziertes Konstrukt zu basteln.
(Falschbehauptung 8:
ADHS gibt es. Der Beweis: Ich habe es!
Richtigstellung: Der Glaube ist des Menschen Himmelreich).
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